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EPR, Rezyklat, Recycling-Verfahren, Sortieranlage und Verwertungsquote – in der Kreislaufwirtschaft gibt es viele Fachbegriffe, die grundlegende Prinzipien oder Prozesse beschreiben. Aber was genau steht eigentlich hinter den Fachbegriffen und Abkürzungen? In diesem Beitrag erklären wir den Begriff EPR und warum er für unsere Umwelt und den Schutz unserer natürlichen Ressourcen eine wichtige Bedeutung hat.
Was ist die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR)?
Die Abkürzung EPR kommt aus dem Englischen, steht für Extended Producer Responsibility und beschreibt das Prinzip der erweiterten Herstellerverantwortung. Diese erweiterte Herstellerverantwortung ist ein umweltpolitischer Ansatz, der für die Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern einen entscheidenden Faktor darstellt.
Denn mit diesem Ansatz werden alle Hersteller von Verpackungen und anderen Produktklassen – bzw. Hersteller, die diese in Umlauf bringen – für die von ihnen in Verkehr gebrachten Verpackungs- oder Produktmengen in die Verantwortung genommen. Und das über die Herstellung und den Verkauf an Endverbraucherinnen und Endverbraucher hinaus, bis zur Entsorgung, Sammlung und Verwertung.
Dabei ist die Branche völlig nebensächlich: In die Verantwortung genommen werden Hersteller aus den Bereichen Food genauso wie aus den Bereichen Textilien, Bekleidung, Schuhe oder Kosmetik, ebenso Hersteller von Elektro- und Elektronikgeräten und Batterien.
Was ist das Ziel der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR)?
Hersteller und Inverkehrbringer sind im europäischen Raum verpflichtet, die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte und aller in Umlauf gebrachten Verpackungen zu übernehmen. Das bedeutet, dass nicht nur Design und Vertrieb relevant sind, sondern auch Rücknahme, Transport und Entsorgung oder Wiederaufbereitung mitgedacht werden müssen.
Ziel der Erweiterten Herstellerverantwortung ist es, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sicherzustellen. Durch die Verschiebung der Verantwortlichkeiten für die Rücknahme und die Verwertung eines Produktes oder einer Verpackung soll einerseits deren geordnete Rückführung in den Kreislauf gewährleistet werden. Andererseits sollen Anreize für ein effizienteres und umweltfreundlicheres Produktdesign geschaffen und so die Umweltauswirkungen in jeder Phase eines Produktes minimiert werden Da das Verursacher-Prinzip gilt und Unternehmen nicht nur für den Verkauf, sondern auch für die damit verbundenen Rohstoffe und deren Wiederaufbereitung zuständig sind, steigt der Anreiz, Produkte und Verpackungen möglichst nachhaltig und recyclingfähig aufzubereiten.
So trägt EPR u. a. zu folgenden positiven Effekten bei:
- Reduzierung von Abfall: Wenn Produkte und Verpackungen so gestaltet werden, dass sie länger halten und leichter recycelbar sind, führt dies zu einer geringeren Abfallbelastung für die Umwelt.
- Ressourcenschonung: Durch die Förderung von Recycling und Wiederverwendung werden wertvolle Ressourcen wie Rohstoffe und Energie gespart.
- Innovationskraft: Hersteller werden motiviert, innovative Lösungen zu entwickeln, um ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten. Dadurch werden die Technologieentwicklung und der Einsatz umweltfreundlicher Materialien gefördert.
Welche Hersteller sind von EPR betroffen?
Grundsätzlich sollten sich alle Unternehmen, die
- Waren für den Verkauf in der EU herstellen und/oder in Verkehr bringen,
- importieren oder
- als (Online-)Händler Produkte vertreiben
mit dem Thema EPR auseinandersetzen und im Einzelfall prüfen, ob sie verpflichtet sind.
Was müssen Hersteller beachten, um EPR-Vorgaben zu erfüllen?
Sobald ein Unternehmen EPR-verpflichtet ist, muss es verschiedenste Anforderungen erfüllen, um seine Verpackungen und Produkte überhaupt in Verkehr bringen zu dürfen.
Registrierung: Das Unternehmen muss sich bei den entsprechenden nationalen Behörden und Rücknahmesystemen registrieren. Vorher dürfen keine Produkte in das Land eingeführt werden.
Entsorgungsgebühren und Mengenmeldung: Nach der Registrierung muss das Unternehmen per Mengenmeldung angeben, welche geplanten Mengen in Verkehr gebracht werden sollen. Abhängig von dieser Menge ist dann auch die Höhe der Entsorgungsgebühren, die entsprechend gezahlt werden müssen.
Kennzeichnungs- und Informationspflichten: Um Endverbraucherinnen und Endverbraucher zu informieren, wie die Verwertung maximiert und zeitgleich Umweltschäden minimiert werden können, sind Kennzeichnungs- und Informationspflichten auf Verpackungen vorgeschrieben.
Die genaue Umsetzung der EPR-Vorgaben kann allerdings von jedem EU-Mitgliedsland unterschiedlich erfolgen. So wird es für die betroffenen Hersteller und Inverkehrbringer zu einer großen Herausforderung, alle länderspezifischen Verpflichtungen in ihren Zielmärkten zu kennen und zu erfüllen.
In einigen Ländern gibt es sogenannte Producer Responsibility Organisations (PROs), die verpflichtete Unternehmen bei der Erfüllung ihrer EPR-Vorgaben unterstützen. In Deutschland sind das zum Beispiel die dualen Systeme. Hersteller kommen ihrer erweiterten Herstellerverantwortung nach, indem sie sich an einem dieser dualen Systeme beteiligen. Dafür zahlen Sie Lizenzentgelte für die in Verkehr gebrachten Verpackungs- oder Produktmengen und die Systeme übernehmen dafür die Sammlung, Sortierung und Verwertung dieser Mengen.
Was passiert, wenn EPR-Vorgaben nicht beachtet werden?
Hersteller sollten bei Unsicherheit grundsätzlich prüfen (lassen), ob sie unter die Erweiterte Produzentenverantwortung fallen. Denn ist dies der Fall und sie halten sich nicht an ihre Pflichten, kann dies zu Strafen führen. Diese sind in den landesspezifischen Gesetzen geregelt und können je nach Verstoß und Land variieren.
Strafen können sowohl für eine fehlende Registrierung, eine nicht vollständige oder falsche Meldung, eine nicht vollständige Zahlung der Gebühren als auch bei einem Verstoß gegen die Kennzeichnungs- und Informationspflichten anfallen.
Wichtig: Sanktionen können auch rückwirkend für vergangene Jahre verhängt werden.
Um Strafen und Verbote zu vermeiden, empfehlen wir, einen Termin mit einem unserer EPR-Experten zu vereinbaren, um die spezifischen EPR-Anforderungen für jedes Land in Europa kennenzulernen.